Wer meine Kritik über die neue Orkus Scheibe "Worms of tomorrow" gelesen hat, der wird sich wohl denken können, warum ich gerade mit dieser Band ein Interview mache. Mitverantwortlich dafür war aber ebenso ihr Vorgänger...

Wer meine Kritik über die neue Orkus Scheibe "Worms of tomorrow" gelesen hat, der wird sich wohl denken können, warum ich gerade mit dieser Band ein Interview mache. Mitverantwortlich dafür war aber ebenso ihr Vorgänger- und Debutalbum welches via Undercover Records vor mittlerweile vier Jahren veröffentlicht wurde. Das Album war noch etwas mehr vom Black Metal angehaucht, was wahrscheinlich auch am damaligen Line-Up lag. Wer sich "Thorns" noch zulegen möchte, der sollte es schnell machen. Ich selbst habe "Thorns" und auch ihre erste MCD "The Gate", welche als Re-Release ebenfalls bei Undercover erschien, bestellt und man teilte mir mit, dass nur noch sieben Stück der Debut-Scheibe lagernd sind. Aus irgendeinem Grund möchte nämlich Undercover Rec. die CD nicht mehr neu auflegen, was mich gleich zu meiner ersten Frage bringt.

Warum haben sich eure und die Wege von Undercover getrennt?

Christian: Alex hat den Vertrag aufgelöst, weil ihm die neuen Songs zu melodisch waren. Er will halt lieber mit "auf Nummer sicher" Black Metal Geld verdienen. Ist ja auch nichts Schlechtes dabei. Aber es ist auch vorher viel ärgerliches passiert, zum Beispiel, dass das Album erst ein Jahr nach Abgabe erschienen ist. Es ist für beide Parteien einfach das Beste. Seine Firmenstruktur ist nichts für uns, sozusagen...

Wie kam es eigentlich zu einem Vertrag zwischen euch und Undercover? Habt ihr einfach die Demos an etliche Labels geschickt oder war es mehr Zufall?

Christian: In einer schicksalhaften Winter-Vollmondnacht unternahmen wir eine lange beschwerliche Reise nach Köln zur Metalbörse. Alex hatte ich dort schon ein Jahr zuvor kennen gelernt. Ich trug unser Demo in einer durchsichtigen Tasche, in der auch ebenfalls ein toter Fötus lag. Alle starrten darauf. Ich gab die Tasche Alex und er nahm sie mit nach Hause. Dort hörte er sich die Kassette namens "The Gate" wahrscheinlich an. Jedenfalls haben wir uns das bei Kerzenlicht gewünscht und dazu einen guten, kräftigen Schluck Blut getrunken.
Auf der Metalbörse darauf, im launigen April, fragte mich eine Stimme in bestem hessisch: "Habt ihr schon ´nen Vertrag?" Antwort: "Nein", "Dann mach ich mal einen fertig!". So oder ähnlich mag es sich zugetragen haben...

Hmmm… Naja, ich lass das mal so stehen. Die ersten zwei Scheiben sind ja deutlich näher am Black Metal orientiert, lag das an den damaligen Band-Mitgliedern? Wer ist eigentlich noch von der Ur-Besetzung dabei?

Christian: Die Songs auf "Worms..." wurden, bis auf "Phantoms...", alle in der alten Besetzung geschrieben. Hauptsächlich von Christoph (Ex-Drummer) und mir. Typischen Black Metal haben wir ja eigentlich nie gemacht. Da Undercover die Songs nicht mochte, war das natürlich auch ein Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Das war die Bestätigung dafür, dass wir auf traditionelle Black Metaller keine Rücksicht nehmen brauchen, da diese uns ja jetzt schon nicht gut finden. Also konnten wir ohne Druck an den Songs arbeiten. Wobei schon ein Grossteil in dem Jahr entstanden ist, in dem wir auf die Veröffentlichung von "Thorns" gewartet haben. Den ganzen Frust haben wir dazu genutzt einen eigenen Stil zu entwickeln, den nicht 10.000 andere Bands spielen und den der durchschnittliche Absurd-Fan auch nicht gut findet.
Von der Ur-Besetzung ist ganz streng genommen niemand mehr dabei. Ich habe mit Mirco, Jan und Christoph schon in den Vorgänger Bands gespielt. Als Orkus gegründet wurde, war ich noch kein Mitglied, aber schon auf jeder Probe anwesend und habe auch schon Texte geschrieben. Mirco hat dann irgendwann nur noch Gesungen, weil er das mit dem gleichzeitigen Gitarrespielen nicht hinbekommen hat. Im Dezember ´97 bin ich dann als Gitarrist eingestiegen. Von dieser Besetzung bin ich der letzte Überlebende sozusagen.

Der Song "Nevermore – Dusk of silent splendour" dürfte vom Text her an Tolkiens Herr der Ringe angelehnt sein, habt ihr mehr Texte, die sich daran orientieren oder wovon handeln eure Texte sonst?

Christian: "Nevermore" handelt tatsächlich vom Herrn der Ringe. Das ist aber auch der einzige Text, welcher daran angelehnt ist. Zum Zeitpunkt, als der Song entstanden ist (1998) war das Ganze auch noch nicht so ausgelutscht. In Zeiten von Legolas Bettwäsche verkneifen wir uns das aber! Früher waren es halt die typischen Black Metal Satanstexte, das haben wir aber mittlerweile hinter uns gelassen. Die Texte sind wesentlich persönlicher geworden. Sie beinhalten Themen wie Ängste, Gesellschaft und ihre Abgründe, Tod und persönliche Erlebnisse. Wer es genauer wissen will, kann es ja im Booklet lesen und den Kopf selber anstrengen.

Auf "Worms of tomorrow" gibt es den Song "Among the faceless" zu hören, bei dem euch Marcel Schoenen von Suidakra mit seinem grossartigen und meiner Meinung nach einzigartigen Gesang unterstützt. Ist er ein älterer Freund der Band oder eines Mitglieds, oder habt ihr ihn extra wegen dem Lied kontaktiert? Und wie war die Zusammenarbeit mit ihm? Kennt man da einen Unterschied, wenn man mit einem Sänger im Studio steht, der mittlerweile einiges an Erfahrung sammeln konnte?

Christian: Der Marcel ist ein Arbeitskollege von mir. Von daher war es nicht schwer, an ihn ran zu kommen. Da der Song gut zu seiner Stimme gepasst hat, hab ich ihn einfach gefragt und er hat zugestimmt. Das neue Suidakra Album ist übrigens ein Killer! Die Beste Platte nach der "Arcanum"! Kauft sie euch am 25.4. - kann die Scheibe nur empfehlen.
Die Zusammenarbeit war sehr entspannt. Marcel hat morgens im Auto, auf dem Weg zur Arbeit, den Song immer geübt, und wir sind dann ins Studio. Das einsingen hat vielleicht 2 Stunden in Anspruch genommen. Jemand wie Marcel weiss halt, was er will und kann auch beurteilen, wenn ein Part scheisse klingt, das ist der Vorteil, wenn man mit erfahrenen Leuten arbeitet!

Ob die neue Suidakra wirklich so gut ist, wird man demnächst in einem Review meinerseits lesen können. Ich bin echt gespannt. Es muss auf jeden Fall klasse sein, so einen Arbeitskollegen zu haben. Themawechsel. Auf eurer Homepage sind über 30 Gigs aufgelistet. Spielt ihr gerne live oder ist für euch ein Übel das einfach gemacht werden muss, um die Band bekannter zu machen?

Christian: Auftreten ist für mich der Teil, der am meisten Spass macht! Es ist einfach geil, sinnlos durch Deutschland zu fahren, sinnloses Zeug zu reden und irgendwann endlich auf der Bühne den Leuten in den Arsch zu treten. Ausserdem bekommt man auf Konzerten auch die direkten und ehrlichen Reaktionen. Man merkt sofort, wenn es den Zuschauern gefällt und die dann auch mitgehen. Wir würden gerne mehr spielen, aber es ist sehr mühsam geworden, an Konzerte zu kommen, bei denen man nicht draufzahlt. Oft bekommt man aber auch auf Bewerbungen keine Antwort. Aber es ist schön, dass wir doch schon ein paar Einzelgigs für dieses Jahr festmachen konnten. Vielleicht klappts ja auch mal mit der Schweiz, hätt ich nichts gegen!

Naja mal sehen, vielleicht braucht der Morgenstern ja mal eine gute Band... (eine Überlegung ist es jedenfalls wert! - Anm. d. Red.). Erzähl mal etwas von eurem Auftritt mit Totenmond am 29.1.2005. War es ein Erfolg für euch?

Christian: Der Auftritt in Berlin war super! Nachdem wir acht unterhaltsame Stunden im Auto verbracht haben, in denen uns Nikola (Mädchen für Alles und Sänger von den Kölner Death / Thrashern Skum) mit seinen Sex-Geschichten erheiterte, kamen wir endlich im K17 an. Das Team dort ist super und wir hatten sogar echte Betten!!! Der Gig war auch geil, obwohl wir nicht so toll gespielt haben. Aber ich glaube, wir sind recht gut angekommen, dafür dass das Berliner Publikum ja eher als verhalten gilt. Die Reaktionen waren sehr positiv. Ausserdem waren wir auch alle sehr betrunken! Totenmond sind auch gut abgefeiert worden, imposanter Gig!

Na dann hoffe ich, dass ihr auch einmal in meiner Umgebung spielt. Mich würde schon interessieren, ob ihr live auch so abgeht wie auf den Scheiben. Ich wünsch euch noch viel Glück - auf dass noch etliche Orkus-Killer-Alben das Licht der Welt erblicken.

Christian: Dass hoffe ich auch! Dann solltest du den guten Morgenstern mal dazu anhalten, uns zu buchen (habs notiert - Anm. d. Red.)!!! Vielen Dank für das Interview und deine Arbeit! Wenn alles gut geht, werden wir ende des Jahres das Studio entern, um ein neues Album aufzunehmen. Wir sind gerade fleissig am Songs schreiben! Hört euch unser Album an, es lohnt sich.