Die Todesmetaller Common Grave aus Bayern gehören zu den wenigen Bands, bei denen nicht nur technische Finesse, sondern auch Songstruktur passen. Mit Gitarrist Tobi sprach ich über Anspruch, Experimente und Erfolge in Amerika.

Die Todesmetaller Common Grave aus Bayern gehören zu den wenigen Bands, bei denen nicht nur technische Finesse, sondern auch Songstruktur passen. Mit Gitarrist Tobi sprach ich über Anspruch, Experimente und Erfolge in Amerika.


Hey Tobi. Ihr habt Euch 1999 zusammen getan. Stand von Anfang an fest, in welche Richtung es gehen soll oder experimentierte man zunächst ein wenig herum?

T: Im Grossen und Ganzen war uns die Marschrichtung schon klar, natürlich verändert sich der eigene Musikgeschmack auch in all den Jahren, aber wir wussten durchaus, was wir wollten und wollen!!!

Also war von Anfang an klar, es soll auf die Fresse gehen. Aber das mit Anspruch. Gibt es Bands oder Personen die dich dazu animiert haben und hast du bestimmte Vorbilder?

T: Selbstverständlich gab und gibt es Bands, die einem zusagen und bei denen man genauer hinhört. Mich hat die Death Metal Community in den 90er Jahren angefixt, die Szene war genug Ansporn um selbst aktiv zu werden.

Wie wichtig ist dir ein gewisser Anspruch im Death Metal? Was geht für dich vor - Brutalität und Schnelligkeit oder Technik und spielerische Finesse?  

T: Als langer und grosser Fan vom Death Metal ist mir Brutalität und Tempo schon am wichtigsten, aber um dem Ganzen mehr Würze zu verleihen, schmeisst man von allem ein bisschen was in den Topf und bekommt dann eine Mischung, die amtlich ballert und trotzdem Anspruch hat. Es ist wichtig, das eine Szene nicht stagniert, sondern sich immer weiterentwickelt. Die Vielfalt dieser Musikrichtung macht das ganze interessant und belebend.  

Der Süden Deutschlands scheint mit Bands wie Necrophagist, Obscura und nun auch euch zur Hochburg des technischen Death Metal geworden zu sein. Siehst Du die Zukunft in gut gespieltem, anspruchsvollem Death Metal?

T: So wie du das ausdrückst, hab ich das noch nicht gesehen, aber es klingt wirklich danach - haha. Obwohl der Norden uns in nichts nachsteht. Eine Band wie Necrophagist hat sich ihren Erfolg und Stil über Jahre hinweg erarbeitet, von nichts kommt nichts. Es gibt in Deutschland durchaus auch im Süden davon richtig gute Bands, die man wärmstens empfehlen kann. Aus der Sicht ist die Szene sehr gesund, was ich für sehr gut halte.

In Amerika kommt diese Richtung ja auch überaus gut an. Necrophagist und Obscura konnten bereits grosse Headliner Touren für sich dort drüben verbuchen. Ihr wart vor gewisser Zeit auch schon in den U.S.A und bald soll es wieder rüber gehen. Wie waren die bisherigen Reaktionen bei eurem letzten Aufenthalt?  

T: Aufgrund des grossen Billings des Summer Slaughter Trosses hatten wir geteilte Meinungen im Vorfeld. Aber was dann passierte, konnten wir uns bei weitem nicht ausmalen. Vor so vielen begeisterten Leuten zu zocken, sie zu treffen, mit Ihnen zu plaudern, futtern und zu schwallen und was weiss ich noch alles, war schlichtweg der Hammer. Eine geile Sache, die wir 2010 mit dem "Embedded Coding"- Album im Gepäck wieder angreifen wollen und auch werden.

 

Auf "Embedded Coding" überrascht zunächst das Elektro-Intro eines gewissen DJ DANVAX. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein solches Element, das auch im späteren Verlauf des Albums nochmals zum Einsatz kommt, zu integrieren?  

T: Wir haben versucht eine coole Gradwanderung zwischen Elektro und knallhartem Death Metal zu schaffen. Quasi ein Querschnitt aus der Moderne. Hinter unserem Album steckt ein Konzept, bei dem die Samples zum Kontext des Albums sehr gut passen und auch unterschiedlich aufgebaut sind. Ein Album muss einen konstant guten Fluss haben, mit starken Songs usw.

Wird es auf eurem neuen Werk wieder dieses Element zu belauschen geben?

T: Das ist eine gute Frage, die ich aber so leider nicht beantworten kann. Wir sind in der Hinsicht offen und können uns viele verschiedene Elemente vorstellen. Aber welche es schlussendlich aufs Album schaffen, wird erst ein Release zeigen.

Ich muss sagen, dass mir der Einsatz elektronischer Klänge auf Eurem Album durchaus positiv ins Ohr gefallen ist. Aber wenn für das neue Album noch nicht viel feststeht, erzähl uns doch nochmal was zur Geschichte des aktuellen Werks "Embedded Coding". Der Titel lässt vermuten, dass Informatiker, oder zumindest Computer Freaks am Werk sind. Ist das der Fall? Oder bzw. und handelt es sich hierbei um die Aussage vieler technischer Bands, ihre Musik sei mathematisch berechenbar?

T: Nein, das hat damit am wenigsten zu tun. Die Elemente sollen nur den Alltag eines jeden einzelnen widerspiegeln. Man ist umgeben von Codes, Pins und Kundennummern etc. - Jeden Tag!! Beruflich bekommt jeder mehr und mehr aufgebrummt und man muss sich immer mehr damit beschäftigen. Unsere Sichtweise dazu ist neutral und als Dokumentation zu sehen, wer weiss, es regt vielleicht zum Grübeln an... Um das etwas zu unterstreichen, sollen diese Elemente diesen Wandel etwas projezieren.

Also handelt es sich doch schon ein wenig um Sozialkritik und nicht nur um blosse Beobachtung!? Was sind andere Themen, die Euch lyrisch inspirieren und beschäftigen? Wo wird sich auf Eurem kommenden Album die Thematik der Lyrik befinden?

T: Bei "Embedded Coding", wie der Titel schon sagt, behandeln wir diese Thematik.
Denn genug Futter gibt es überall, sei es Alltag, TV, oder sonstige Form. Ich denke wir werden unserer Linie treu bleiben und mit dem Finger in den Wunden stochern, um somit einen Denkanstoss zu erreichen.

Vielen dank für das Gespräch, Tobi!