Mehr per Zufall als wirklich geplant, besuchte ich dieses Jahr das vier Tage dauernde Sweden Rock Festival. Das Festival findet in Sölvesborg in Südschweden, genau genommen in Norje statt, welches ca. 150km von Malmö entfernt an der Ostsee

Mehr per Zufall als wirklich geplant, besuchte ich dieses Jahr das vier Tage dauernde Sweden Rock Festival. Das Festival findet in Sölvesborg in Südschweden, genau genommen in Norje statt, welches ca. 150km von Malmö entfernt an der Ostsee liegt. Das Festival feierte dieses Jahr das 20jährige Jubiläum und das Line-Up war wirklich Klasse, kein Wunder war es schon lange ausverkauft. Vor allem fällt die ausgewogene Mischung von 70ern (Blues) Rock Bands, über die 80er Metal Bands, Death und Black Metal Bands bis zu den Newcomern auf. Scheinbar schaffen es die Veranstalter auch immer wieder Bands nach Schweden zu bringen, welche man sonst nur selten noch auf Bühnen sieht.

Aufgrund der fünf Bühnen musste halt leider immer wieder die eine oder andere Band über die Klinge springen, welche ich nicht sehen und besser anhören konnte.

Tag 1, Mittwoch 8.6:

Am ersten Tag hiess es erst einmal anstehen und das Ticket gegen einen Bändel einzutauschen. Ging alles sehr flott, die gute Organisation soll speziell erwähnt werden und los ging es ins Vergnügen. Als erstes ging es einmal zu Rhino Bucket. Der Einstieg erfolgt mit dem Song "Who’s Got Mine?" wie ihr gleichnamiges neues Album. Die US Rocker mit ihrem AC/DC angelehnten Sound boten eine gute und eben vor allem gradlinig rockige einstündige Show. Es war ein perfekter Einstieg ins Festival.

Direkt anschliessend wechselte ich zu Mason Ruffner. Der Gitarrist, der schon mit U2, Jimmy Page oder Santana auf Tournee war, begeisterte mit feinstem Blues Rock. Es war das erste Mal, dass ich ihn überhaupt hörte und kannte ihn vorher nicht. Sein Gitarrenspiel ist wirklich exzellent und ich werde mir nun mal das eine oder andere Album von ihm zulegen.

Von Crashdïet habe ich dann nur den Anfang mitgenommen. Crashdïet ist eine schwedisch Sleaze Metal Band, vermochten aber für meinen Geschmack keine Akzente zu setzen. Da wechselte ich dann doch lieber zu Bob Log III. Bob Log III ist eine Ein-Mann-Rockband aus Arizona oder genauer ein Slide-Gitarrist, in einem Ganzkörperanzug und einem Pilotenhelm mit integriertem Mikrofon, welcher mit seinen Füssen noch die Drums bedient. Seine Show machte ganz einfach Spass und ein guter Musiker ist er auch noch dazu. Eigentlich hatte er nur eine halbe Stunde Spielzeit, was ihn und das Publikum nicht davon abhielt, das Ganze um 20 Minuten zu verlängern. Der lange Applaus am Ende hatte er sich mehr als verdient. Einfach cool der Typ!

Anschliessend nahm ich noch den Rest von Black Veil Brides mit. Sie spielen eine Mischung aus Modern – wie man das auch immer definieren will – und Glam Metal und treten in Outfits auf, welche an Kiss und Mötley Crüe erinnern. Nun ja, spielen können sie sogar, aber vom Hocker gehauen hat mich das Ganze dann doch nicht.

Glücklicher wurde ich wieder mit Five Horse Johnson, welche eine erfrischende Mischung aus Stoner und Blues Rock spielen. Das zahlreiche Publikum tanzte ausgelassen mit und auch ihr Auftritt machte Spass.

Zum Ende des ersten Tages gesellte ich mich noch kurz zu Necronaut. Wie soll ich nun das beschreiben? Gegründet wurde dieses schwedische All-Star Projekt vom Ex-Dismember Schlagzeuger Fred Estby. Basis ist ganz klar Old School Death mit wenigen Einflüssen klassischem Heavy Metal. Klar, die Sachen sind solide, die Stars von At the Gates, Nifelheim, Dismember, Watain, Grand Magus, Grave etc. machen ihre Sache erwartungsgemäss gut und sind sicher besser und interessanter als eine Vielzahl anderer Bands, jedoch fehlt mir das gewisse Etwas. Dann höre ich doch lieber die oben erwähnten Bands direkt.

Anschliessend bewegte ich mich bereits Richtung Bus und Hotel, was angesichts des noch nachfolgenden Regens nicht die schlechteste Idee gewesen zu sein schien.

Weitere Bands des ersten Tages, welche ich jedoch nicht gesehen habe, waren: Seventribe, The Dead and Living, Roffe Wikström und Hardcore Superstar.

Tag 2, Donnerstag 9.6:

Perfekt ausgeschlafen erschien ich zum zweiten Tag, wo als erster grosser Headliner Judas Priest auf ihrer Abschiedstournee am Ende des Tages warteten. Aber zuerst einmal der Reihe nach.

Als erstes stand bei mir Joan Jett and the Blackhearts auf dem Programm. Es schien, als sei die Zeit stehen geblieben und es wurde abgerockt, als sei sie immer noch das junge Schulmädchen. Natürlich durften all die Hits von I Love Rock ’n’ Roll über Bad Reputation bis Do You Wanna Touch und You Drive Me Wild nicht fehlen. Obwohl nichts Neues, wurde immer noch mit Herzblut gerockt und es war eine gute Show und sicher einer der ersten Höhepunkte an diesem Tag.

Da gerade nichts anderes lief, wechselte ich zu Queensrÿche. Ihre Musik ist nicht mein Stil und sie wird es wohl auch nie. Trotzdem muss ich attestieren, dass die gesehene halbe Stunde doch einige interessante Aspekte zu bieten hatte, wobei mir hier vor allem einige Bass-Parts aufgefallen sind. Ansonsten ging ich mich dann zuerst einmal verpflegen. Auch hier ist anzumerken, dass es eine grosse Auswahl an Ständen und Essbarem gab und auch die Getränkeausgabe effizient organisiert war, so dass auch bei Hochandrang nie länger als fünf Minuten auf das erfrischende Bier oder den Cider gewartet werden musste.

Gestärkt ging es zu den Groundhogs. Die Möglichkeit, diese Band, bei einem ihrer wenigen Auftritten ausserhalb UK, erleben zu dürfen, wollte ich mir nicht nehmen. Vor allem soll ihr Gitarrist McPhee ein herausragender Blues-Gitarrist sein. Und er wurde seinem Ruf gerecht. Trotz einem Schlaganfall, der der mittlerweile 67jährige hatte, bearbeitete er seine Gitarre immer noch wie ein Teufel. Jimi Hendrix hörte man natürlich heraus, jedoch musste man nie an ein Plagiat denken. Leider war die Stunde viel zu schnell herum. Was bleibt, ist der Nachklang eines tollen und feinen Auftritts, welche man sich so sicher öfters wünscht.

Auf der anderen Bühne haben bereits Moonspell ihren Gig begonnen und ich schaute dort eine halbe Stunde vorbei. Sie brachten einen sehr guten Mix aus neuen und alten Songs, quer durch alle Alben. Natürlich durfte auch die Songs Opium und Wolfshade nicht fehlen. Das Konzert war sicher nicht von schlechten Eltern und die Songs kommen live härter rüber, als auf den Alben, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass alle Songs irgendwie gleich tönen. Da ich Moonspell zuvor noch nie live gesehen hatte, kann ich nicht beurteilen, ob sie live immer so tönen oder ob es an der Soundeinstellung lag.

Von Accept nahm ich dann danach nur die zweite Hälfte mit, nach dem Motto, Accept ohne Udo sind nur halbe Accept. Der neue Sänger Mark Tornillo ist sicher nicht schlecht, fügt sich gut ein und bringt die Accept Songs mit viel Intensität herüber und darf tatsächlich als Glücksfall für Accept angesehen werden, trotzdem fehlt einem am Anfang die einprägende Stimme von Udo Dirkschneider. Da zudem noch der Gitarrist Herman Frank am Konzert fehlte, gab es natürlich keine zweistimmigen Gitarrenspielereien. Wolf Hoffmann hatte aber wie immer alles bestens im Griff und zeigte sein ganzes Können. Und zum Abschluss durfte natürlich auch Balls to the Walls nicht fehlen. Als Fazit darf gesagt werden, dass das Comeback sicher geglückt ist, auch ohne Udo, das neuste Album in der neuen Besetzung werde ich mir aber trotzdem nicht zulegen. Wie fragte doch anschliessend der The Cult Sänger "Where the fuck is Udo?".

Und damit haben wir gerade die Überleitung zum nächsten Co-Headliner des Tages, nämlich The Cult. Als Ian Astburys mit fünf Minuten Verspätung auf der Bühne erschien, eine der wenigen Bands, welche die Leute warten liessen und nicht pünktlich anfingen, musste ich mich zuerst etwa dreimal vergewissern, dass es sich bei dieser Person immer noch um Ian Astburys handelt. Zum einen hat er doch merklich zugenommen und neben seiner langen Haarpracht trug er noch Vollbart. Aber ja, die anschliessende grossartige Rock ’n’Roll Party mit vielen Seitenhieben in die Szene und Balls to the Walls Einlage liessen keinen Zweifel offen, wer da stand oder besser rumrannte. Auch hier durfte kein Hit fehlen und am Ende gab’s noch eine Zugabe nach "We can talk to Biff, one more song!", da auf der Bühne gegenüber sich Saxon bereit machten. Das Gitarrenspiel von Billy Duffy war wie immer vom Feinsten und alles in allem eine wirklich tolle Show mit toller Musik. So muss es sein!

Danach starteten Saxon durch. Zum einen haben sie ein neues Album am Start, zum anderen feiern sie das 30 Jahr Jubiläum von Denim & Leather, was sie zum Anlass nahmen, alle Songs dieses Albums zu spielen. Es gab eine eineinhalbstündige Show, die perfekt geplant war und durchgeführt wurde und keine Wünsche offen liess. Das Set begann mit dem Song Hammer of the Gods vom neuen Album. Natürlich durften, neben allen Songs vom Denim & Leather Album, auch The Eagle has Landed, Strong Arm of the Law und Wheels of Steel nicht fehlen. Eine sensationelle Show, perfekt gespielt, einfach super! Man bemerkt, dass Saxon, schon seit Jahren immer wieder Stammgast in Schweden, sich hier wohl fühlen und selber Spass haben.

Zum Abschluss des Tages dann noch Judas Priest auf ihrer Abschiedstournee. Nein, auflösen wollen sie sich nicht, auch wenn K. K. Downing im April 2011 in den Ruhestand getreten ist und nicht mehr bei Judas Priest mit von der Partie ist. K.K. Downing wurde ersetzt durch den jungen Gitarristen Richie Faulkner. Studioalben wollen sie weiterhin herausgeben, das eine oder andere Festival spielen wohl auch, aber ganze Tourneen wollen sie nicht mehr machen. Pünktlich fingen sie an und es sollte eine zweistündige absolut tolle Show werden mit einigen Höhepunkten. Rob Halford verspricht denn auch ein spezielles Setlist und tatsächlich werden Songs von praktisch jedem Album gespielt, auch solche die es weniger in die Setlists schafften wie Night Crawler oder Blood Red Skies. Musikalisch bieten Judas Priest eine Höchstleistung und der neue Gitarrist, sticht natürlich aufgrund seines Alters optisch heraus, steht einem K.K. Downing in nichts nach und versprüht sichtlich Spass bei seiner Arbeit. Auch Rob Halford ist in guter Form. Klar ist er stimmlich nicht mehr wie auf der Painkiller-Tour 1991, als ich sie das erste Mal sah, aber um Meilen besser als die letzten Jahre und er brachte auch die hohen Gesangparts zum Grossteil hin. Natürlich durfte auch Painkiller nicht fehlen, wo Halford wirklich fast wie in den jungen Jahren alles aus sich schrie oder Breaking the Law, wo 30‘000 den Text mitsangen und auch nicht die obligate Harley, welche Rob Halford auf die Bühne fuhr und Hell Bent for Leather zum Besten gab. Es waren wirklich zwei ganz spezielle Stunden und ein würdiger Abschluss in Judas Priest’s Tournee-Karriere.

Und genau als die letzten Töne verklungen waren, schüttete es runter, was es schütten mochte. Selbst der Himmel schien das letzte Judas Priest Konzert auf schwedischem Boden zu beweinen. Schade, denkt man da. Aber man weiss ja nie. Hoffen auf doch einmal noch ein nächstes Mal, darf man ja.

Die restlichen Bands am zweiten Tag, welche zur Auswahl gestanden hätten: Oz, Perry And The Travellers, Duff McKagan’s Loaded, The Haunted, Summoned Tide, Buckcherry, Dan Reed Band, Ninnuam, Clutch, Down of Silence, Fm, Spitchic, Frantic Amber, GWAR, Morbid Angel, Absorbing The Pain, The Damned.

Tag 3, Freitag 10.6:

Nach so vielen bisherigen Highlights geht’s in den nächsten Tag rein. Für mich ein Tag, wo ich ausser für Helloween keine Präferenzen hatte und ich mich jeweils kurzfristig entschloss, was ich gerade sehen und hören wollte.

Als Göteborg-Sound Fan ging’s für mich zuerst zu Evergrey. Nun ja, typischer Melodic Death Metal ist das zwar alleweil nicht mehr, aber die Mischung geht doch ins Ohr. Solider, melodischer, melancholischer Metal mit progressiven Elementen wurde da gespielt und die etwas mehr als eine Stunde war sehr kurzweilig.

Als Kontrast ging’s zu Jason & The Scorchers. Die Country Rock Band aus Nashville gibt es bereits seit 30 Jahren und es wurde eine Stunde lang bester (Country) Rock ‘n‘ Roll zelebriert. Tolle Abwechslung und das Publikum rockt und rollte mit. Das war Spass pur.

Down hatte ich noch nie gesehen und sie waren daher mein nächstes Ziel. Gespielt wurde das, was man von ihnen gewohnt ist, d.h. solider Southern / Stoner Metal mit Blues Elementen und einem Phil Anselmo in Hochform, der den Auftritt sichtlich zelebrierte. Toller Auftritt, toller Groove.

Nach einer Stunde wechselte ich trotzdem, dieses Mal zu Electric Wizard, welche eine Stunde lang tollen Doom Metal boten. Schön war es, den schwerfliessenden Magmaströmen zu lauschen, welche einem öfters Mal an das erste Album von Black Sabbath erinnerten. Auch hier durfte man sagen: Toller Gig!

Da ich schon den Jungs der "Street Church" über den Weg gelaufen bin, dachte ich, dass ich doch mal einen Abstecher zu Stryper machen könnte. Die christliche Metal Band sieht man auch nicht gerade alle Tage und so war ich gespannt, was einem da erwartete. Als erstes fing der Sänger mal an, Bibeln ins Publikum zu werfen. Zum Glück stand ich genügend weit weg, so dass mich keine traf. An den vielen Leuten, welche mit schwarz-gelb gestreiften Shirts und Bändeln rumstanden und gierig nach den Bibeln griffen, schlussfolgerte ich, dass Stryper da doch eine grössere Fanbasis haben müssen. Aber dann fing es an. Typischer Glam Metal und Covers, ihr neustes Album besteht schliesslich nur aus Coverversionen, folgten die nächsten etwas mehr als eine Stunde und dazwischen immer wieder die ins Publikum fliegenden Bibeln. Spassig war’s und zum Abschluss sprach der Sänger noch ein Gebet, da war ich jedoch bereits passend auf dem Weg zur Ölung: En öl, tack!

Ich schaute dann den Anfang von Rob Zombie, aber weder seiner Show, noch seinem Stil konnte ich irgendetwas abgewinnen und entsprechend verzog ich mich via den Gibson-Stand und am Älgwok-Stand noch die Verpflegung mitnahm, zu Doc Holliday.

Vielen schien es gleich wie mir zu gehen und so fanden sich zur einzigen Alternative zu Rob Zombie so viele Leute, wie sonst nie, bei dieser Nebenbühne ein und der ganze anschliessende Hügel gegenüber der Bühne war gefüllt. Doc Holiday erfreute dies sichtlich und sie boten fast eineinhalb Stunden lang tollen, soliden Southern Rock. Zusätzlich gibt’s noch ihre Version von Heaven and Hell zumal sie anfangs der 80er Jahre lange mit Black Sabbath zusammen auf Tournee waren. Dem Publikum gefiel’s und die Stimmung war ausgelassen. Tolle, feine Leistung dieses Konzert.

Dann standen Helloween auf dem Programm. Am Anfang kämpften sie zwar mit einem unausgewogenen Sound, da die Drums alles übertönte und der Gesang und die Gitarre völlig verschluckt wurden. Dies wurde aber glücklicherweise erkannt und korrigiert. Was folgte, waren, neben einzelnen neuen Stücken wie Where the Sinners Go und Are you Metal? vom neusten Album, vor allem die ganzen alten Klassiker von I’m Alive, Dr. Stein, Future World, The March of Time, I Want Out und ein Medley aus Keeper of the Seven Keys, Helloween und King for a 1000 Years. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, das Publikum sang mit und Michael Weikath war wie immer eine Wucht an der Gitarre.

Zum Abschluss gab es noch Whitesnake, welche ebenfalls mit einem neuen Album aufwarten konnten. Vergleicht man Whitesnake mit den anderen Headlinern, so muss man sagen, die Show war ok, aber nicht umwerfend. Es kam mir eher ein bisschen retortenmässig Klassiker und Hits aneinandergereiht vor, aber nicht wirklich Spezielles, nichts Rares. Coverdale war da schon besser. Die angekündigten "very special guests" waren Bernie Marsden und Adrian Vandenberg. Mit Bernie Marsden wurde Ain't no Love in the Heart und Fool For Your Loving gespielt und zusätzlich mit Adrian Vandenberg dann Here I Go Again und Still of the Night, wobei mir von dem allem eigentlich nur Bernie Marsden’s schöne PRS Gitarre wirklich im Gedächtnis blieb.

Dann war der Abend und die halbe Nacht vorbei. Was wirklich hängen blieb vom heutigen Tag, waren eigentlich nur Doc Holiday und Helloween. Nicht, dass der Rest schlecht gewesen wäre, aber das gewisse Etwas hat einfach gefehlt.

Und die anderen Bands am dritten Tag, die über die Klinge springen mussten, waren: Houston, Steelheart, Slidin‘ Slim, Agent Steel, Mr. Big, The Brew, Iced Earth, Alien, Mustasch, Mats Ronander, Chips & Kent från Sator, Overkill und Ghost.

Tag 4, Samstag 11.6.

Letzter Tag und ich versuchte das Ganze ein bisschen ruhiger anzugehen und fand mich erst spät auf dem Festival-Gelände ein.

Ich startete den Tag dann mit Molly Hatchet. Wie so viele US Bands zelebrieren auch sie einen Southern Rock Stil der positiv-stimmigen Art. Auch hier ein hochstehender Gig, der ausgelassene Stimmung verbreitete.

Danach begab ich mich zu Nifelheim. Die schwedischen Black Metaler, mit ihrem Old-School Black Metal ohne sich jeglichen Trends hinzugeben, zeigten eine ganze Stunde ein Überblick über ihr Schaffen. Die düsteren Songs waren ein angenehmer Kontrast zum Rest des Tages und Black Metal, wie er im Bilderbuch steht, vom Auftreten bis zu den Songtexten. Coole Show, tolle Songs, ich hab’s genossen.

Kansas stand als nächstes auf dem Programm. Die Progressive Rocker zeigten ihr ganzes Repertoire. Ihre anspruchsvollen und zum Teil live überlangen Songs wurden nie langweilig und sie rockten einfach mal so lange durch, bis auf der Hauptbühne Black Label Society zu spielen begann. Ich genoss ihre Vorstellung einfach und kann einfach nur sagen, dass es ein Konzert vom absolut Feinsten war. Wirklich grossartig!

Black Label Society liess ich dann links liegen und ich ging mir dann Walter Trout anhören. Er gilt als einer der ganz grossen Gitarristen, zwar hatte ich schon öfters seinen Namen gehört, jedoch noch nie sein Schaffen. Was er hier ablieferte war ein weiterer Höhepunkt des Festivals. Auch hier darf man sagen: Einfach grossartig.

Danach wechselte ich sehr schnell zu Hawkwind, die Begründer des so genannten Space Rocks, wollte ich doch möglichst in der ersten Reihe stehen, um diese, als grossartige Live-Band bekannt, hautnah mitzuerleben. Klar, ich bin ein grosser Hawkwind-Fan, besitze über 20 Alben von denen, jedoch habe ich sie noch nie live gesehen. Hier am Sweden Rock Festival gab es einen ihrer inzwischen raren Auftritte und entsprechend mein persönlicher Höhepunkt des ganzen Festivals. Völlig unkonventionell waren sie bis zu Beginn des Konzerts beschäftigt ihre ganzen Effekte einzustellen und zu testen. Mit alten Bekannten aus dem Publikum wechselten sie von der Bühne aus noch ein paar Worte, CDs wurden noch überbracht, Treffen abgemacht. Schon da fühlte man sich eher auf Woodstock, als auf einem Metal und Rock Festival. Als dann der Auftritt beginnt, erst Recht. Mit ihren typisch überlangen, zum Teil psychedelischen Songs, welche eine Vielzahl von Effekten beinhalten, ziehen sie das mit Jung und Alt durchmischte Publikum in den Bann. Natürlich geht bei dem gewissen Anteil an Improvisation mal ein Effekt daneben, mal verliert sich der Gesang im Hintergrund. Das einzige durchgehende Mitglied in den 42 Jahren ist Dave Brock und erzählt auch mal den konfusen Science Fiction angelehnte Inhalt der Songs. Hier durfte wirklich ein Stück Kult miterlebt werden.

Zum Abschluss stand niemand anderes als Ozzy Osbourne auf dem Programm. Was soll man dazu überhaupt noch schreiben? Es war Ozzy wie er leibt und lebt und wie man ihn kennt. Kindlich muss Ozzy Osbourne zuerst einmal das vor der Bühne stehende Publikum, die Presse und die Kameras mit Schaum vollspritzen. Selbst die Bühnenmitarbeiter, welche die Bühne ja eigentlich vom Schaum reinigen sollten, werden nochmals pudelnass vollgespritzt, bevor sie sich hinter die Bühne retten. Gespielt und gesungen wurden all die grössten Hits: Suicide Solution, Crazy Train und Mr. Crowley – der Gitarrist Gus G ist m.E. der erste Gitarrist, der nach Randy Rhoads beide Soli wirklich hervorragend hinbringt - Shot in the Dark, Bark at the Moon, Mama I’m Comin Home, Paranoid und und und. Auch wenn Ozzy Osbourne nicht mehr alle Töne richtig trifft und wie ein alter Mann über die Bühne rennt, man verzeiht es ihm. Das Publikum hat er voll im Griff und sogar das "I can’t fucking hear you!" nimmt man ihm noch ab. Nach eineinhalb Stunden war Schluss und Ozzy Osbourne und seine Band verbeugten sich tief. Ja, das war’s.

Danach war’s dann wirklich zu Ende. Vier tolle Tage, sogar das Wetter hat bis auf wenige Ausnahmen mitgespielt, eine grossartige Organisation und ein grossartiges Publikum und viele Erinnerungen bleiben. Und: Ich werde wieder kommen. Nächstes Jahr. Und diesmal dann auch geplant. Wieso zum Teufel bin ich eigentlich nicht schon früher ans Sweden Rock Festival gefahren? Egal, am Montag ging’s die 1‘400km zurück und mit im Auto hatte ich ja noch ein ganzes Arsenal an CDs der aufgetretenen Bands zur Überbrückung.

Und hier noch die Bands, welche ich am letzten Tag ausgelassen hatte: Raubtier, Lee Aaron, Goda Grannar, Destruction, The Hooters, Fläsket Brinner, Spock’s Beard, Claes Yngström CC..., Angel Witch, Styx, Rhapsody of Fire, Nicke Borg Homeland, Black Label Society, Rage und Thin Lizzy.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Die Tickets sind auf 33‘000 beschränkt und die ganze Festival-Anlage bietet grosszügigen Platz ohne grosses Gedränge – ausser wenn man gerade bei einem der Hauptacts direkt vor der Bühne sein will. Die Atmosphäre ist entspannt und es gibt viele Familien unter den Besuchern. Aufgrund der Mischung von 70ern bis Moderne ist das Publikum von Jung bis Alt gemischt und der Altersdurchschnitt dürfte wohl eher bei 40 Jahren liegen, als bei 20.

Die durchorganisierten Putzkolonnen halten die ganze Anlage wirklich sauber und bei zwei Bühnen zieht sich das Festival-Gelände auf einen kleinen Hügel hinauf, so dass man es sich dort auch sitzend bequem machen kann und trotzdem die Bands sieht.

Weiter positiv anzumerken ist, dass bis auf wenige Ausnahme alle Konzerte pünktlich begonnen haben und alle Bands viel Spielzeit bekommen, egal ob Headliner oder Newcomer. Das macht es das Ganze sehr sympathisch und es gibt so die Gelegenheit, alle Bands ausführlicher anzuhören.

Aufgrund des späten Entscheides zum Festival zu gehen und nicht zu campieren, habe ich nur noch ein Hotel ca. 45km entfernt erhalten. Das Festival hat ein ganzes Busnetz um Sölvesborg aufgezogen und selbst von diesem Hotel aus gingen rund acht Mal täglich hin und zurück Busse, was das Ganze angenehm machte. Die Busse waren bis auf die letzte Nacht, wo natürlich der ganze Verkehr zusammenbrach und entsprechend die Busse nur mit grosser Verspätung vorwärtskamen, pünktlich und zuverlässig. Wirklich eine grossartige und gute Organisation der An- und Abreisen.

Es war ein Festival der Superlative: Von den Bands, über die Organisation, den Platzverhältnissen, der Sauberkeit und dem Publikum.

Und bereits zum Vormerken: 21. Sweden Rock Festival: 6. – 9. Juni 2012, Sölvesborg