Helvetier

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Wotan666
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Re: Die Entfremdung der Thraker von ihren keltischen Ahnen

Beitrag von Wotan666 »

Arius hat geschrieben:
Doch wir sollten uns auch mit dem Leben und den Wesenszügen dieser Kelten, beschäftigen.

Gruss

Arius
Kelten kommt doch aus dem griechischen Wort Keltoi. Es bedeutet, "Die Tapferen" oder "die Urigen" und ist kennzeichnend für die Achtung, welche die Hellenen den Kelten zollten.

Diese Achtung beruhte wohl auf Gegenseitigkeit und macht deutlich:

Die Kelten waren zwar »friedfertig«, hatten sich aber als durchaus wehrhaft erwiesen.

Kraft dieser Wesensart konnten die Kelten mit ihren Nachbarn friedlich zusammenleben. Das taten sie im Norden mit den Germanen, im Süden mit den Etruskern. Nur deshalb konnten sie ein so zahlenmäßig großes Volk werden.

Erst die Römer zerstörten diesen gedeihlichen Frieden, als sie Etrusker und Goten bis zur Ausrottung bekämpften.
Weil die Kelten in losen Verbänden zusammenlebten, waren sie anpassungsfähig - sie konnten in unwegsame Gebiete vorzudringen und so sich und ihren Nachkommen eine neue Heimat zu erschließen.

Auf diese Weise erklärt sich die starke Ausbreitung der Kelten.
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Bandog
Kardinal
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Beitrag von Bandog »

Die Kelten, ein friedliches Volk ? Das stimmt so nicht ganz.

Der Stamm der Bojer, Kelten, drang irgendwann so um 400 v. Chr. die Alpen, und eroberte Städte der dort ansässigen Etrusker, die sie weiter ausbauten. Erstmal ansässig, zogen sie bald einmal vor Rom, das damals eine aufstrebende Macht im Mittelmeeraum, im Landesinneren dagegen unbedeutend war, und im Übrigen den "Barbaren" wehrlos ausgeliefert; die berüchtigte, fast schon nach heutigem Vorbild durchorganisierte römische Armee, gab es zu diesem Zeitpunkt in dieser Form noch nicht. Auch waren sie damals wohl eher mit den Karthagern beschäftigt, die Eroberung Galliens sollte erst Jahrhunderte später stattfinden.

Aber bleiben wir bei den Helvetiern. Die Helvetier waren weitgehend friedlich (zumindest was man zu dieser Zeit als solchiges bezeichnen könnte). So um 100 v. Chr. mussten sie sich allerdings der in den Norden drängenden Römer erwehren, was ihnen zuerst auch ziemlich gut gelang; einer der helvetischen Stämme, die Tiguriner, besiegten unter König* Divico ein gewaltiges römisches Heer und schickte die Überlebenden unter einem Joch durch, an dem sonst Ochsen vor den Karren gespannt wurden; eine ziemliche Schmach zu jener Zeit.

* [Könige im eigentlichen Sinn gab es nicht bei den Helvetiern; sowieso ist der Ausdruck "König" falsch, manche benutzen auch Fürst. Dieser hatte aber nur aussenpolitische Macht, in Friedenszeiten war er ein Edelmann wie die anderen auch. Eine Erbfolge gab es ebenfalls nicht, doch musste der jeweilige Fürst aus einem "adligen" Geschlecht stammen. Desweiteren war es sehr wohl möglich, in den "Adelsstand" aufzusteigen.]

Diese anfänglichen Siege nützen allerdings nicht viel, schlussendlich wurden die Helvetier und ihre Verbündeten, die Kimbern und Teutonen, von den Wickelrockträgern geschlagen, ihr Gebiet und ihre Kampfkraft wurde von den Römern als willkommene Pufferzone zwischen Rom und den Germanen genutzt.

Der grösste kriegerische Feldzug der Helvetier, sollte einer werden, der nie stattfand, oder zumindest nicht in dem Sinne, wie sie das geplant hatten. Orgetorix, eben einer dieser Fürsten/Könige, wollte lieber auswandern als die römische Unterdrückung hinnehmen. Zu diesem Zweck gedachte er Gallien zu erobern, um sich dort einen neuen Lebensraum zu erschliessen. Um 60 v. Chr. schworen sie deshalb einen Eid, ihre Heimstatt zu verlassen, Dörfer zu verbrennen und Vieh zu schlachten. Nur verdächtigten sie dann Orgetorix ziemlich bald, eine Herrschaft nach römischem Vorbild anzustreben. Dies verstiess gegen helvetische Gesetze; Orgetorix wurde geköpft. Der greise Divico musste wiederum die Spitze des helvetischen Heeres anführen, und weil der Schwur getan war, zogen sie trotzdem gegen Gallien. Sie sollten nicht weit kommen : Bei Bibracte, einer damaligen Festung die wohl irgendwo in der Nähe Autuns lag, trafen sie auf eine römische Diplomatentruppe. Nun muss man wissen : Für die Helvetier bedeutete Kampf, dass man sich dem Gegner mutig und ehrlich gegenüberstellte, sich gegenseitig klaffende Wunden in den Leib schlug, und wer übrigbleibt und denkt er habe wohl keine grosse Chance mehr, ergibt sich dann. Keine Täuschung, keine Tricks - ebenso respektierten sie damals etwas, was man heute wohl als "diplomatische Immunität" bezeichnen würde. Die feigen Römer jedoch sagten den Helvetiern nicht, dass ein riesiges Heer von Rom aus eiligst die Alpen Richtung Bibracte durchquerte. So zogen sich dann die Verhandlungen hin, man hatte wohl bereits ganz Gallien auf dem Papier unter sich aufgeteilt, als das römische Heer hinterrücks auf die seit Tagen in Verhandlung ruhenden Helvetier stiess und niedermachte.Weniger als die Hälfte der Helvetier und ihrer Verbündeten (unter anderem die Rauriker; welcher Schweizer kennt schon nicht Augusta Raurica, von dort kamen die Gesellen) sollte überleben. Die 110 000 übrigbleibenden Helvetier wurden gezwungen in ihre angestammten Lande zurückzukehren. Der hinterlistige Gaius Julius, der damals noch kein Cäsar war, hatte die stolzen, tapferen Helvetier ein für allemal besiegt.

Naja, das waren jetzt nur zwei Anekdoten aus der Geschichte der Helvetier, wenngleich wichtige. Über die Helvetier selbst sagt es nicht viel aus. Aber, der Thread ist ja noch nicht geschlossen, und wenn es nach mir geht, wird er das noch lange nicht.
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Bandog
Kardinal
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Beitrag von Bandog »

Bald steht wieder Weihnachten ins Haus ! Doch was feierten denn die Helvetier so ?

1. Februar - Das Lichtfest. Da wird gefeiert, dass sich der Brennstoffverbrauch verringert, also, dass es endlich wieder heller wird.

1.Mai - Fruchtbarkeitsfest.. mancherorts, vor allem in Skandinavien, stellt man heute noch Maibäume auf..kennt ihr Orte in der Schweiz wo man das auch noch praktiziert ? !

21. Juni - Sommersonnenwende, oder Mittsommernacht, die kürzeste Nacht des Jahres. (Manchmal wird auch am 24. Juni, in der Johannisnacht, gefeiert.) Traditionell sind vor allem Lichträder (brennende Baumstammscheiben) die Hügel heruntergerollt werden, und sowieso : Feuer, Feuer und nochmals Feuer. Bei den Helvetiern war die Sommersonnwende stark mit den Muttergottheiten verbunden; die Germanen sahen darin Baldurs Tod, und das Fest war somit seiner Mutter Frigg geweiht, die ihn wieder neu gebären musste. (Baldur war der Gott der Sonne und des Lichtes). Gefeiert wurde vor allem, dass auf jeden Aufstieg ein Niedergang folgt, dass aus allem was stirbt, neues entstehen wird; Ragnarök im Kleinformat sozusagen.

Juli - Ein Erntedankfest, dass manchmal durchaus mehrere Wochen dauern konnte, fand seinen Höhenpunkt und Abschluss am 1. August. (Wenn das jetzt den einen oder anderen Schweizer aufhorchen lässt : Ja, vermutlich führt das Datum unseres Nationalfeiertages auf dieses Fest zurück. Dazu passen auch die Höhenfeuer die man dann jeweils erleuchten lässt)

1. November - Das Totenfest. Zu dieser Unzeit kam jeweils der Fürst Samhain auf die Erde, und die Seelen der Verstorbenen suchten sich einen menschlichen Körper, von dem sie Besitz ergreifen konnten. Die irischen Kelten schützen sich vor diesen Seelen, indem sie ihren Körper so hässlich kostümierten, dass es keinem Toten eingefallen wäre, in einer solchen Unstatt zu hausen. (Daraus entstand bekanntlicherweise Halloween). Ob die Helvetier dieses Fest so, ähnlich oder ganz anders feierten, ist nicht weiter bekannt.

21. Dezember - Die Helvetiern kannten auch ein Fest zur Wintersonnwende, genaueres weiss ich aber nicht darüber. Bei den Germanen hiess es Julfest, und war der Vorläufer des heutigen Weihnachten, samt Geschenken und in seltenen Fällen einem geschmückten Baum, meistens beliess man es aber bei Zweigen.

In diesem Sinne und mangels helvetischem Begriff : Frohes Julfest !
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Orgetorix Jowanko
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Beitrag von Orgetorix Jowanko »

Wassaheil Bandog!
Mitnichten habe ich die Helvetier als Mischvolk aus jenen Stämmen bezeichnet ! Vielmehr habe ich dem verwirrten germanischen Gott mit der Zahl des morgenländischen Tieres klargemacht, dass das Volk der Schweizer von jenem Blute ist, vom Blute der Alemannen, der Franken, der Rauriker, der Römer, und, nicht zu vergessen, der Helvetier, bestehend aus Tigurinern (aus dessem Stamme ihr seid), Verbigenern und Toygenern.
Ach so... Du bezogest diese Aussage auf "uns", bzw. meintest mit "Helvetier" eben "Scheizer" und nicht den gallischen Stamm von einst???
Okay, dann is alles klar. 8)




Doch, lasst euch gesagt sein, oh Orgetorix, eines Tages, wenn ihr dereinst in eurem Grab liegt, hingestreckt von euren Mitstreitern, gehindert am gar nicht so edlen Ansinnen König über die Helvetier zu werden, werden sie Wahrheit sein, diese Schweizer. Nun denn, die Kriegslust und die bevorstehende Eroberung Galliens haben euer Auge getrübt und euren Verstand vernebelt. Möget ihr fortan wieder sehend sein, auf dass ich an eurer Seite mein Schwert in die Wänste der Besatzer hinter den Alpen ramme.
MUAHAHAHHAHAHHAHAHA!!!! *rofl* Geil! :D :D :D
Heja... tut mir ja leid... es war halt eben grad so verlocken... zu versuchen, die Herrschaft über alle Gallierstämme an mich zu reissen... und schliesslich hätten ja auch noch zwei andere Könige (*räusper* *hüstel* *verschluck* hab ich mich hiermit jetzt grad König genannt???) aus südwestlichen Stämmen mitgemacht! War also nicht allein meine Furzidee.
Heja... man kann nicht immer gewinnen... ein Versuch war's wert... shit happens! *rofl* :twisted:
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