Zimmer hat geschrieben:Das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten.
Was willst du jetzt damit sagen? Es würde der Bibel widersprechen, eine Hexe zu töten? Nunja, da stellt sich allein die Frage, welche Aussagen jeweils höher zu gewichten seien. Du kennst ja bestimmt den betreffenden Text aus dem du dieses Gebot herausgepickt hast: Gleich ein paar Sätze weiter heisst es dann:
"Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, muss getötet werden." So sprach der Herr zu Mose. Und nicht nur das, auch wer Vater und Mutter fluche, müsse getötet werden, Homosexuelle sollen gesteinigt werden und wer nicht an ihn glaube, der sowieso. Das Alte Testament ist voll von Aufforderungen Gottes zum Töten von Menschen und Ausrotten nichtisraelischer Völker. Selbstverständlich kamen die Theologen des Mittelalters da vermutlich oft in ziemliche Zerrissenheit, sie konnten es Gott ja nie richtig machen. Es wäre einfacher für sie gewesen, hätte man den Hebräischen Urtext von Anfang an korrekt übersetzt, der da nämlich lautet:
Du sollst nicht morden.
Der Widerspruch läge also nicht hier, wenngleich das den damaligen Theologen nicht bewusst war, sondern vielmehr im Neuen Testament, das sich zwar einerseits auf denselben Gott bezieht, aber ihm wiederum teilweise aufs Gröbste widerspricht; nur um anzufügen, dass die
alten Gesetze damit nicht aufgehoben seien sondern bis in alle Ewigkeit gelten sollen. Naja, aber die Erkenntnis, dass das was in der Bibel steht als Lehre unbrauchbar ist, dürfte ja vielerorten nichts Neues sein.
Fakt ist, dass Hexenverfolgungen von der Kirche über längere Zeit hinweg verboten wurden, bevor ein paar alte, verknöcherte Theologen (allen voran der
heilige Thomas von Aquin und der Dominikanermönch Heinrich Kramer) ihr verkorkstes Frauenbild in Verbindung mit gewissen Bibelpassagen bringen mussten. Da wurde dann ganz genau beschrieben, wie oft und in welchen Stellungen so ein Weibsbild Sex mit Dämonen hatte, ausgelöst durch ihre angeborene Verdorbenheit und dem vermuteten Sträuben, den ihr von Gott zugewiesenen Platz einzunehmen. Mit anderen Worten: Alles Nutten, diese Drecksweiber, verbrennt sie.
Diese Inquisitoren waren ein Menschenschlag, für die ein Frauenlachen im Ohr so zärtlich klang wie ein Zahnarztbohrer auf Wurzel; es waren Männer, denen der Anblick einer Frau Angstschweiss vor der eigenen Erregung auf die Stirn trieb. Was im allgemeinen üblich ist für Männer, die frauenfeindlichen Organisationen angehören. Das ganze wurde noch begünstigt durch eine orientalische Lehre, in der die Frau nur gerade durch ihre Nützlichkeit mehr wert ist als Dreck. Solche Männer waren auch nur allzu gerne bereit, ihren sexuellen Frust in sogenannten
"Verhören" abzureagieren.
Es muss nicht beschönigt werden, dass zur Germanenzeit durch Volksaberglauben sogenannte
Schadenszauberer getötet wurden. Aber man soll nicht versuchen, die Verantwortung der Kirche und des Christentums (wenn auch widersprüchlich) an den grossen Hexenverfolgungen herunterzuspielen. Das Hexenbild der Theologen war ein konstruiertes und kein aus dem Aberglauben entwachsenes, die Art und Weise der Darstellung und Handhabung war typisch für eine frauen- und sexualfeindliche Männergesellschaft. Und wie wir wissen, manifestiert sich das auch heute noch in der Kirche, vor allem in der katholischen, auf die eine oder andere Weise. Der schlimmste Hexenjäger-Ideologe der Reformierten Kirche war nicht ein abergläubischer Mob, sondern der hochstudierte Herr Martin Luther höchstpersönlich.