Hexen damals und heute

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Morgenstern
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Hexen damals und heute

Beitrag von Morgenstern »

Was ist eine Hexe genau. Was wurde im Mittelalter als Hexe betrachtet?
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Arius
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Re: Hexen damals und heute

Beitrag von Arius »

Morgenstern hat geschrieben:Was ist eine Hexe genau. Was wurde im Mittelalter als Hexe betrachtet?
Alle, die nicht der offiziellen Lehre der Kirche folgten, wurden als Hexen verfolgt, vor allem, wenn sie sich mit nicht sichtbarem beschäftigten und jenseitigen einen anderen Umgang pflegten wie die Kirche.

Die Inquisition und die Hexenverfolgungen sind einer der schwersten Verfehlungen der kath. Kirche neben Dogmen evt...

Daher werden sie zerfallen, das ist gottgewollt !
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nesges
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Beitrag von nesges »

Das die Hexenverfolgung allein Sache der Kirche war, ist schlicht falsch. Vielmehr hat die weltliche Macht sich der Kirch bedient um unliebsame Zeitgenossen los zu werden. Ich zitiere Kurt Oertel:

Die erste Hexenverbrennung (und die einzige im Mittelalter, wie Alex schon richtig bemerkte)
war die Tötung der "drei Hexen von der Isar" in München im 12.Jh. Das war kein
Gerichtsverfahren, sondern schlicht und einfach Lynchmord durch den Pöbel gewesen. Die Kirche
war empört und reagierte daraufhin mit Exkommuikation der Übeltäter. Ihr Argument: Allein der
GLAUBE an Hexen sei ein Rückfall in heidnische Denkmuster und deshalb kirchlich streng zu
verfolgen. Ungeachtet einer Stelle im AT, ich glaube bei Sam. ("Hexen soll man verbrennen")
war das zu der Zeit kein kirchliches Thema. Das funktionierte eigentlich das ganze
Mittelalter hindurch sehr gut. Und es stimmt: Hexenverbrennung ist vor allem eine "gute alte
germanische" Tradition. Die isländischen Sagas wimmeln von der Tötung und Verbrennung von
(vermeintlichen) Schadenszauber(innen).


Auch ich will die Kirche hier nicht völlig freisprechen. Der kleine aber wichtige Unterschied
dabei ist aber folgender. Hexen wurden an erster Stelle des Strartatbestands des
Schadenzaubers wegen angeklagt. das war - wie gesagt- ein durch rein weltliche Gesetze
abgedeckter Tatbestand, der je nach Schwere unterschiedliche Strafen nach sich ziehen konnte.
Die Kirche interessiert das überhaupt nicht. Gefährlich wurde es für die Beklagten, als es zu
der Vorstellung eines Paktes mit dem Teufel kam. Das ergab dann nämlich den ganz neuen
Anklagepunkt der Ketzerei, und da kam in der Tat eine kirchliche Untersuchung ins Spiel, die
mit einem Todesurteil enden konnte.

Hexen wurden ausschließlich aufgrund von Denunziation verfolgt. Nachweislich ging die
Denunziation in fast allen Fällen von anderen Frauen aus, meist dem Prototyp der
tratschsüchtigen und missgünstigen Nachbarin, wobei dann erst einmal weltliche Untersuchungen
ins Spiel kamen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass hier auch christliche Indoktrination
nicht ganz unschuldig gewesen ist, aber daz siehe meinen ersten Satz dieser Mail.


"Das Sauerland wurde von der Verfolgunsgwelle erst zwei Jahre nach ihrem Beginn in den
fränkischen Bistümern erfaßt. Im Sommer und Herbst 1628 setzte die Verfolgungsaktion im
Bereich der landesherrlichen Gerichtsbarkeit ein. Der Anstoß dazu
scheint AUS DEM VOLK Volk gekommen zu sein, denn im Sommer 1628 wandten sich die Bürger von
Hallenberg, BETEICNENDERWEISE OHNE WISSEN IHRES MGISTRATES, an die erzbischöflichen Räte und
erhielten daraufhin einen Juristen als Hexenprozeß-Kommissar, der am 18. Juli die ersten
Verhaftungen vornehmen ließ. Im August MUSSTEN DIE PFARRER im Amt eine ANORDNUNG DES
KURFÜRSTEN, wonach alle Eingesessenen, „welche Leute beherbergen, die mit Zauberei
berüchtigt, [diese] von Stund sollen abschaffen, widrigenfalls, sofern dieselben angegriffen
[verhaftet] und gerichtet würden und die Gerichtskosten aus derselben Verlassenschaft
[Nachlaß] nicht zu bekommen, so sollen die Aufhälter für sie aus ihren Gütern bezahlen".
Außerdem wurde angeordnet, „die Türme, Schlösser und Löcher in Balve zum Gefängnis fertig zu
machen" und Vorkehrungen zum Errichten von Scheiterhaufen zu treffen. Wenige Tage später kam
der KURFÜRSTLICHE KOMMISSAR aus Werl, Lic.jur. Kaspar Reinhards, ein. Ende August oder Anfang
September wurden die ersten 11 Personen verbrannt, denen bis 1630 noch ca. 270 folgten.

[...]

Die ordentlichen Gerichte, Schöffen und Ortsrichter, bedienten sich meist AKADEMISCH
AUSGEBILDETER JURISTEN als Berater.

[...]

Hexenprozesse wurde in Deutschland nicht vor kirchlichen, sondern vor weltlichen
(„staatlichen"), Gerichten durchgeführt. Anders dagegen im Machtbereich der spanischen
und römischen Inquisition. Das dort praktizierte kanonische Recht verfolgte
weniger das Prinzip „Sühne" als vielmehr „Bekehrung". Sogar eine Hexe hatte, wenn sie keine
Wiederholungstäterin war,
ehrlich ihre Tat bereute und den festen Vorsatz faßte, nicht rückfällig zu werden, Anspruch
auf eine milde Strafe. So ist es zu
erklären, daß gerade dort, wo die katholische Kirche nach ihrem, also nicht nach staatlichem
Recht, die Hexen-Justiz ausübte,
nur vergleichsweise wenige Hexen hingerichtet wurden. Hinzu kam, daß die spanischen und
italienischen Inquisitoren der Lehre
vom Hexensabbat skeptisch gegenüberstanden und auf die gegenseitigen Bezichtigungen von
„Hexen" nichts gaben.

[...]

Statt dessen rückt der Verfolgungseifer vieler Juristen und Adliger sowie das
Sündenbocksyndrom des Volkes in den
Vordergrund. Eine Ursache war die Suche nach Sündenböcken für sonst unerklärliches Unheil.

[...]

In dieser Zeit, als weite Gebiete Deutschlands immer wieder unter militärischen Besetzungen
und Kampfhandlungen zu leiden hatten, kam die Justiz zeitweise zum Erliegen. So flüchtete
etwa Dr. Heinrich v. Schultheiß 1631 aus Arnsberg für mehrere Jahre hinter die sicheren
Mauern der Stadt Köln. Für Hexenverfolgungen waren DESHALB jahrelang keine
Möglichkeiten mehr vorhanden.

[...]

Auch ist durch neuere Forschungen der Verfolgungsdruck von unten, der keine konfessionellen,
sondern wirtschaftliche Ursachen (Teuerung, Mißernten) hatte, stärker als
bisher ins Blickfeld geraten. Darüber hinaus ist zu bedenken, daß auch
evangelische Landesherren in nicht geringem Umfang Hexen verfolgen ließen, wogegen
die Vormacht der katholischen Liga, das Herzogtum Bayern, in dieser Hinsicht
äußerst zurückhaltend war."

Zum Verhältnis katholische Kirche und Hexenverfolgung siehe auch:
Rainer Decker, Die Hexen und ihre Henker (Verlag Herder, Freiburg i.B. 1994, DM 39,80).


Und bei allem Respekt, deine Zerfallspredikt erinnert mich doch irgendwo an den alten Cato.
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Arius
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Beitrag von Arius »

Natürlich,

die Verquickung weltlicher und kirchlicher Interessen ist ja das verhängnisvolle an der ganzen Entwicklung seit dem 3.Jahrhundert !
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Lilith
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Beitrag von Lilith »

was eine hexe im mittelalter war oder was man darunter verstand und wie man sie erkennen kann findet man im hexenhammer ich denke mal das sagt sicher jedem etwas... .
falls net hier nachlesen:
http://www.wu-wien.ac.at/usr/h97d/h9751 ... ammer.html

ich ahb mich mit dem thema sehr viel beschäftig und auch mal herausgefunden das es im mittelalter nicht so bestellt war darum wie man es immer sagt...die meisten städte hatten den wahn nur einmal nachdem fast keine frauen in dem dorf mehr waren lernten sie daraus und es kam selten eine 2te verfolgungshatz in einem dorf vor.
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