Helvetier

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Morgenstern
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Helvetier

Beitrag von Morgenstern »

Wo finde ich etwas über unsere Ahnen?
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Arius
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Re: Helvetier

Beitrag von Arius »

Morgenstern hat geschrieben:Wo finde ich etwas über unsere Ahnen?
In einem älteren Museion 2000 gab es mal einen ausführlichen Bericht, wenn du willst, kann ich mal nachsehen, ob ich ihn finde bzw. die Heftnummer oder den Jahrgang sagen kann.
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Morgenstern
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Beitrag von Morgenstern »

Wäre toll ja!

Wo krieg ich dieses Museion überhaupt?
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Arius
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Beitrag von Arius »

Morgenstern hat geschrieben:Wäre toll ja!

Wo krieg ich dieses Museion überhaupt?
In jeder Schweizer Bibliothek müßte es ausliegen, da in der Schweiz alle dort erscheinenden Zeitschriften ausgelegt werden müssen (so zumindest meine ich gehört zu haben!)

ich sehe eben die Zusammenfasunhg hab ich ja dabei:

es war im Heft 5/1991: Die Herkunft der Helvetier:

"Das Ursprungsland der Kelten und damit auch der Helvetier ist keineswegs Zentraleuropa, wie gemeinhin gelehrt wird. Vielmehr waren die Kelten - wie schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot wußte - aus Südosten in ihre spätere Siedlungsgebiete eingewandert"

Übrigens ist im selben Heft auch ein interessanter Beitrag über Zarathustra sowie über die Herkunft und die Bedeutung unserer Wochentage.


PS: Zu Deiner anderen Frage mit den römischen Kriegen würde der Artikel im Museion 2000 Heft 1/1992 passen:
"Die Blutspur Cäsars"

Hier noch die Anschrift des Verlags:
Museion 2000, Leserservice, Postfach CH 8047 Zürich.
info@abz-verlag.ch
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Beitrag von Morgenstern »

Schönen Dank, ich werd mal an unserer UNI Bibliothek stöbern!
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Arius
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Beitrag von Arius »

Eine auf uns gekommene Urkunde vom Anfang August des Jahres 1291, Bundesbrief genannt, gilt als Gründungsurkunde der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Weit älter als diese ist jedoch die Geschichte jenes Volkes, das den schweizerischen Raum bewohnt.

Dieses Volk wurde Helvetier genannt. Es siedelte im Herzland der Kelten. Erstmals erwähnt werden die Helvetier als Keltenvolk ums Jahr 100 v.Chr. Diese Kunde verdanken wir dem griechischen Philosophen und Historiker Poseidonios, der von 135 bis 52 v.Chr. in Italien lebte. Poseidonios kannte die Kelten aus eigener Anschauung. Von klassischer Klarheit ist sein Satz: »Die Helvetier sind reich an Gold, aber friedfertig.«

Der Satz klingt, als wäre er heute gesprochen - und nicht vor zwei Jahrtausenden.

Die damaligen Siedlungsgebiete der Helvetier erfahren wir aus zwei römischen Zeugnissen. Vom Jahr 58 v.Chr. an siedelten sie im heutigen Gebiet der Schweiz, also umgrenzt von Rhein, Jura und Genfersee. Dies vermeldet Cäsar in seinem »Gallischen Krieg« (De bello gallico). Cäsar war als sein eigener Propagandist in der Geschichte unerreicht; noch heute lernen in aller Welt Schüler ihr Latein an Hand dieses Buches - und sie glauben auch, was Cäsar ihnen für einen Unsinn vorsetzt !
Zuletzt geändert von Arius am 11.12.2003, 17:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Morgenstern »

Tatsächlich ;)
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Beitrag von Wotan666 »

Heißt das, dass Cäsar den Schweizern wie den Germanen schweres Leid zufügte ? Wie viele Menschen hatte er eigentlich auf dem Gewissen, kann man ihn mit Hitler vergleichen oder war er noch schlimmer ?

Wenn Schweizer und Germanen ein friedliches Volk schon immer waren ,warum hat Cäsar die Germanen dann als wildes Volk dargestellt ?

War es reine Machtgier ?
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Arius
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Beitrag von Arius »

Wotan666 hat geschrieben:Heißt das, dass Cäsar den Schweizern wie den Germanen schweres Leid zufügte ? Wie viele Menschen hatte er eigentlich auf dem Gewissen, kann man ihn mit Hitler vergleichen oder war er noch schlimmer ?

Wenn Schweizer und Germanen ein friedliches Volk schon immer waren ,warum hat Cäsar die Germanen dann als wildes Volk dargestellt ?

War es reine Machtgier ?
Ja, er wollte die ganze Welt erobern.

Cäsar schreibt, im Frühling des Jahres 58 v.Chr. seien 263000 Helvetier und mehr als 100000 andere Kelten, wehrfähig davon 92000, mit 2800 Ochsengespannen nach Südwesten marschiert. Dies war die übliche Wanderzugsrichtung der Kelten; dort siedelten bereits ihre Verwandten. Mit der Gerissenheit eines Räuberhauptmanns hielt Cäsar diesen riesigen Track bei Genf dadurch auf, dass er die Bohlen der wichtigen Brücke über die Rhone herausreißen ließ.
Der Treck musste auf unwegsames Gebiet ausweichen. Mit 4000 römischen Reitern unternahm Cäsar Überfälle an Stellen, wo Menschen und Wagen ungeschützt waren; er raubte sie aus und suchte dann das Weite.
Mit dem Raubgut warb Cäsar zusätzliche Söldner. So zog sich seine Zermürbungstaktik mehrere Wochen lang hin. Zur »Schlacht« kam es dann bei Bibracte, in der Gegend des heutigen Autun.
Nach Cäsars Angaben ließ er 238000 Menschen niedermetzeln, das heißt 150000 bis 200000 wehrunfähige Leute, also Greise, Frauen und Kinder.

Die Ausplünderung der Toten bei Bibracte nahm drei Tage in Anspruch. Dann verfolgte Cäsar die versprengten Reste der Flüchtenden und machte, wie er vermerkt, 6000 von ihnen zu Sklaven (insgesamt wohl 20000). 110000 Überlebende ließ er ‚großmütig’ zurückkehren.
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Beitrag von Arius »

* Morgenstern:

Hast die Museion 2000 Ausgabe in der Uni gefunden ?

Im Ebay ist eben der komplette Jahrgang 1991 angeboten:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... egory=1147

Gruß

Arius
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Morgenstern
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Beitrag von Morgenstern »

Nein, bei uns hat es vor allem Wirtschaftsbücher - mit Kultur und Historie ist nicht viel...

den ganzen Jahrgang will ich aber nicht ;) Ich weiss nicht, wo ich das hinstellen sollte.
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Arius
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Beitrag von Arius »

Die Ausplünderung der Toten bei Bibracte nahm drei Tage in Anspruch. Dann verfolgte Cäsar die versprengten Reste der Flüchtenden und machte, wie er vermerkt, 6000 von ihnen zu Sklaven (insgesamt wohl 20000). 110000 Überlebende ließ er ‚großmütig’ zurückkehren.
Mit eiskalter Entschlossenheit strebte Cäsar im Römerreich die Alleinherrschaft an. Die Mittel dazu verschaffte er sich durch die Unterwerfung des Keltenlandes, also Galliens. Roms Senat lud ihn vor Gericht, doch ohne Erfolg. Durch Notstandsbeschluss verfügte der Senat am 7. Januar 49 v.Chr. die Entlassung der Truppen Cäsars und stattete den Feldherrn Pompejus mit entsprechenden Vollmachten aus. Da überschritt Cäsar in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v.Chr. den sprichwörtlich gewordenen Rubikon, das Grenzflüsschen des Römerreiches in Italien.
Heute würden wir von einem Militärputsch Cäsars sprechen; er selber sprach hingegen von 'Bürgerkrieg'.

Am 17. März 49 v.Chr. musste Pompejus aus Italien fliehen. Cäsar ließ sich zum Konsul des Jahres 48 wählen, besiegte am 9. August 48 den Pompejus in Thessalien und verfolgte ihn bis nach Ägypten. Dort wurde Pompejus am 28. September 48 durch einen gedungenen Mörder umgebracht.

Nach Rom zurückgekehrt, zwang Cäsar den Senat, ihn zum Diktator zu ernennen, zuerst für ein Jahr, dann für zehn Jahre, schließlich auf Lebenszeit. Da erstachen am 15. März 44 v.Chr. mehrere Senatoren zu Beginn einer Senatssitzung den Cäsar - doch sein Name wurde sogar zum Titel; dieser ist uns im Wort 'Kaiser' noch heute vertraut. Auf Cäsar folgte im Jahr 30 v.Chr. Kaiser Augustus.

Wir sollten aber zu den Helvetiern zurückkehren.

Die bisher von mir angeführten antiken Quellenzeugnisse sagen nichts darüber aus, woher die Helvetier kamen und was ihre und der Kelten Urheimat war.

Die gängige bisherige Auffassung legt das Ursprungsland der Kelten nach Westeuropa und lässt sie von da aus südwärts ziehen - doch diese Auffassung ist irrig!

Herodot, der griechische 'Vater der Geschichtsschreibung' (geboren um 484 v.Chr., gestorben nach 430 v.Chr.) belehrt uns eines Besseren. Man muss ihn nur gründlicher studieren, um auf die wahre Herkunft der Helvetier zu kommen...
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Beitrag von Wotan666 »

Und wo war der Helvetier wahre Herkunft ?
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Arius
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Die Helvetier stammen vom einst größten Volk der Welt ab !

Beitrag von Arius »

Diese Spur Herodots zur Herkunft der Helvetier führt nach Südosteuropa als Urhei­mat der Kelten - allerdings un­ter einem anderen Namen. Es handelt sich bei ihnen um das Volk der Thraker. Sie be­schreibt Herodot aus eigener Anschauung mit allen die Hel­vetier kennzeichnenden Eigen­schaften.
Die Thraker waren das nördliche Nachbarvolk der Griechen und siedelten im Ge­biet rechts des Donauunter­laufs. Herodot äußerte sich da­zu mit folgenden Worten:

»Das Volk der Thraker ist nach den Indern [so weit reichte der Erfahrungshorizont unseres Gewährsmannes] auf alle Fälle das zahlenmäßig größte Volk der Welt. Hörte es auf einen einzigen Herrscher und schlösse es sich fest zusammen, wäre das Volk des Thraker meiner Ansicht nach das weitaus stärkste aller Völker überhaupt.

Aber dies versagen sie sich, dass es je dazu kommen könnte. Aus diesem Grund sind die Thraker für ihre Nachbarn keine Bedrohung. Die Thraker führen viele Namen; jeder Stamm in jeder Gegend hat seinen eigenen Namen. Doch Brauchtum und Sitten sind bei allen Thrakern fast dieselben.« (Herodot V 3).

Dieses Bild, das Herodot von den Thrakern entwirft, stimmt auffallend genau mit dem Erscheinungsbild der hel­vetischen Kelten überein:

Auch bei ihnen galt das Gebot, kein Stamm dürfe sich über einen andern erheben, und auch sie waren als friedfertig bekannt und gerühmt.

Von der geographischen Verteilung der Kelten wusste Herodot, wie erwähnt, dass sie »vom äußersten Westen« bis zur oberen Donau hin siedel­ten; dort verlor er sie aus den Augen. Der »äußerste Westen« war, von Hellas aus gesehen, das heutige Spanien. Tatsäch­lich siedelten Kelten seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. auf der Ibe­rischen Halbinsel. Diese Kelten standen in Handelsbeziehun­gen mit der griechischen Kolonie Ampurias (Emporion) an der iberischen Nordostküste. Die Hellenen kannten also die iberischen Kelten durch ihren Mittelmeerhandel. Sie wussten aber auch, dass im Raum der Alpen bis zum Oberlauf der Donau Kelten siedelten, also bis in die Gegend von Passau und Hallstatt.

In ihrer Kelten-Kenntnis so weit vorgedrungen, zogen die Griechen bei der Namenge­bung einen Trennstrich, indem sie zu nicht näher bekannter Zeit die Kelten im Gebiet des heutigen Bulgariens bis zur Einmündung der Donau ins Schwarze Meer Thraker nannten. Auch Herodot tat dies. Er erwähnt die Thraker südlich der Donau sowie stromauf­wärts bis zum Eisernen Tor (zwischen Balkangebirge und Südkarpaten) und weiter in der ungarischen Tiefebene, vielleicht sogar bis Wien. Diese Nachrichten hatte Herodot gesammelt, als er auf den Spuren des im Jahre 513 v.Chr. vom persischen Großkönig Darius unternommenen Skythenfeld­zugs bis zur Donaumündung gereist war - also fast hundert Jahre nach diesem Feldzug, von dem wir nur durch Herodot Kunde haben.

Die Thraker Herodots wa­ren, wie archäologische Funde erweisen, entweder schon Kel­ten oder zumindest deren nah verwandte Vorläufer. Durch sie entstanden im Donauraum vie­le Siedlungen, deren mächtige Hügel noch heute bestehen. Sie sind Zeugen einer über mehre­re Jahrtausende hin sich erstreckenden, stetig fortschrei­tenden Menschheitsentwick­lung von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit und, besonders auffällig, von der Bronzezeit bis zur Eisenzeit.

Obwohl sich in diesem Raum die Wege verschiedener Kulturen berührten oder kreuzten, gewinnen wir aus den archäologischen Befunden das Bild einer großen, lebendi­gen Einheitlichkeit. Dabei scheint stets der ägäisch-anato­lische Raum als die Antriebskraft und Erneuerungsquelle gewirkt zu haben. Von dort her lernten die Kelten im ersten vorchristlichen Jahrtausend auch die Buchstabenschrift vom Sinai kennen, die von Griechen, Etruskern und Rö­mern übernommen und an uns weitergegeben wurde.

Als Zeugen der Ausdeh­nung der Kelten sei hier nur ein einziger sprachlicher Beleg an­geführt: Der Name der Stadt Wien geht auf altkeltisch Windua zurück, bestehend aus wind, ’Wald’, und ua, ‚Oberland’.
Von der Kunstausübung der Kelten zeugt eine auf ihren Her­mes-Kult zurückgehende Her­mes-Figur. Meister waren die Kelten auf dem Gebiet der Erz­förderung und Eisengewin­nung. Mit ihnen verknüpfen sich die Ortsnamen Hallstatt im Salzkammergut (um 700 v.Chr.), Klein-Aspergle bei Ludwigsburg (um 300 v.Chr.) und Erstfeld im Urnerland (um 350 v.Chr.).
In diese Aufzählung gehört auch der Neuenburgersee als Stätte der La-­Tène-Kultur (um 200 v.Chr.).

Dies alles gibt Zeugnis von der lang währenden Ausdeh­nung der Kelten, ausgehend von der kleinasiatischen Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer und dann flussaufwärts in den Einzugs­gebieten von Donau, Rhein und Rhone.

Die Wurzeln dieser kultu­rellen Großmacht reichen über die Eisen- und Bronzezeit wahrscheinlich bis in die Stein­zeit zurück. Diese Wurzeln und das Wachstum der keltischen Kultur mit neuzeitlichen Mit­teln aufzudecken ist kulturge­schichtlich eine lohnende Auf­gabe. Ein solches neuzeitliches Mittel dazu ist die AMS-Metho­de, die an der eidgenössischen Technischen Hochschule in Zü­rich entwickelt wurde.

AMS ist die Abkürzung für ‚Acelerator Mass Spectrometry’. Sie ermög­licht es, archäologisch gewon­nene organische Substanz, etwa ein Blatt oder ein Aststück­chen, von nur einem Gramm Gewicht innerhalb einer Unschärfespanne von nur wenigen Jahrzehnten zu datieren. Durch Anwendung von AMS ließen sich die Stationen der Ausbreitung der Kelten mit einer Genauigkeit ermitteln, die das Herz eines jeden für Kultur­geschichte aufgeschlossenen Menschen dieser Erde höher schlagen lässt; denn unzählige Menschen sind auf irgendeine Weise Erben keltischer Kultur.
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Beitrag von Bandog »

Wotan666 hat geschrieben:Heißt das, dass Cäsar den Schweizern wie den Germanen schweres Leid zufügte ? Wie viele Menschen hatte er eigentlich auf dem Gewissen, kann man ihn mit Hitler vergleichen oder war er noch schlimmer ?

Wenn Schweizer und Germanen ein friedliches Volk schon immer waren ,warum hat Cäsar die Germanen dann als wildes Volk dargestellt ?

War es reine Machtgier ?
Achtung ! Die Rede ist hier von den Tiguriner und den Verbigener, zusammengefasst als Helvetier ! "Schweizer" gibt es nicht als Stamm. Schweizer sind Alemannen und Franken [Germanen], Tiguriner und Verbigener [Helvetier], Räter und Römer [Romanen].
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Beitrag von Orgetorix Jowanko »

Menno!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das ist ja ein richtig geiler Thread hier! Und ich Hornochse verpass den auch noch! :evil:

Nun ja, wie auch immer: Falls Du noch immer auf der Suche bist, Sternchen, kann ich Dir von Herzen die Bücher von Andres Furger und Dr. Felix Müller empfehlen!!!! Jede vernünftige Buchhandlung kann Dir Literaturlisten ausdrucken, wenn Du ihnen diese beiden Namen als Autoren angibst.

Achtung ! Die Rede ist hier von den Tiguriner und den Verbigener, zusammengefasst als Helvetier ! "Schweizer" gibt es nicht als Stamm. Schweizer sind Alemannen und Franken [Germanen], Tiguriner und Verbigener [Helvetier], Räter und Römer [Romanen].
Aber hallo???????????????????????????????????????
Also, moment mal, nur dass wir ned n'gänzlichen Crossover machen!!!!
Die "Helvetier" existierten durchaus als ein eigenständiger Stamm!!!! Nebst den Tiguriner, ect.! Was sich Caesar genau vorstellte, als er das Wort "Helvetier" in den Mund nahm, das weiss ich nicht... habe den Wichser nie persönlich gesprochen. Du schon?
Und was die Helvetier als "Mischvolk Alemannen, Franken, Tiguriner, ect." angeht... na ja... also hallo... da wirfst Du jetzt einfach mal locker einige Dinge in den selben Topf, die historisch gesehen einige Jahrhunderte auseinanderliegen!!! :shock:


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Beitrag von Bandog »

@Orgetorix Jowanko

Ich sag' mal gar nix dazu, lies einfach meinen Beitrag nochmals bitte, vielleicht fällt dir dann was auf.
Zuletzt geändert von Bandog am 01.03.2007, 21:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Entfremdung der Thraker von ihren keltischen Ahnen

Beitrag von Arius »

Auf das von mir gezeichnete, von geistigem Licht erhellte Bild der Kelten fiel im fünften oder gar schon im sechsten vorchristlichen Jahrhundert ein tiefer Schatten. Auch die römischen Nachrichten aus dem Diktat Cäsars und der Feder des Tacitus schildern die Zeit eines tragischen Niedergangs des keltischen Volkes und seiner hohen Kultur. Dieser Schatten entstand durch eine Entfremdung zwischen den Kelten Mitteleuropas und den thraki-schen Kelten.

Die Ursache dieser Entfremdung dürfte in zwei Umständen zu suchen sein: Zum einen in den grossen Entfernungen, die einen engeren Austausch erschwerten; zum andern im Zustrom von Einwanderern aus dem babylonischen Raum nach Thrakien.
Diese Fremdlinge brachten nicht nur ihre eigene Sprache mit, sondern vor allem ihre von der keltischen so ganz verschiedene Geisteshaltung.

Den Einfluss dieser fremden Geisteshaltung erkennen wir an folgendem:

Plötzlich taucht bei den Thrakern ein Herakles-Zeus-Kult auf, ganz ähnlich dem der Minoer auf Kreta.

Entgegen altehrwürdiger keltischer Sitte erwählten sich jetzt die thrakischen Kelten spätestens im 4. vorchristlichen Jahrhundert Potentaten nach orientalischem Vorbild. Im 3. Jahrhundert v.Chr. wurde Tylis keltischer Königssitz; der Ort lag im Einzugsgebiet des Tundza in Bulgarien. Diese aus der Art geschlagenen Kelten überfielen Hellas und drangen plündernd bis Delphi vor. Bezeichnenderweise tasteten sie aber die Kultstätte des Apollo in Delphi nicht an; sie hatten in Apollo wohl ihren Gott Delade erkannt. Die Griechen stellten sich den Eindringlingen entge-gen und vertrieben sie aus Hellas.

Ein erheblicher Teil der thrakischen Kelten hatte sich an diesem Überfall jedoch nicht beteiligt. Sie blieben dem altererbten Grundsatz treu, keinen Herrscher außer Gott über sich zu dulden, aber auch selber niemanden beherrschen zu wollen.
Diese Kelten spalteten sich von den Tylis-Kelten ab, setzten über den Bosporus und liessen sich auf dem Hochland von Anatolien südöstlich des heutigen Ankara nieder.

Dort lebten sie in Frieden mit den Griechen, von denen sie Galatoi genannt wurden, also 'die Abgeschnittenen'; denn abgeschnitten waren diese Kelten wirklich von allen übrigen keltischen Volksangehörigen. Die von ihnen besiedelte Landschaft erhielt so den Namen Galatien. Die Römer nannten die Galater Gallo-Graeci, also 'gallische Griechen', weil sie treu zu den Griechen hielten.

Doch wir sollten uns auch mit dem Leben und den Wesenszügen dieser Kelten, beschäftigen.

Gruss

Arius
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Orgetorix Jowanko
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Beitrag von Orgetorix Jowanko »

@Bandog
Ich sag' mal gar nix dazu, lies einfach meinen Beitrag nochmals bitte, vielleicht fällt dir dann was auf.
...okay... nur, ich weiss ned genau, was Dir vorschwebt, was mir auffallen soll. Auf was genau sprichst Du an?

Das einzige, was mir auffällt, ist, dass es einfach wahr ist, dass Geschichtsschreibung IMMER Romantik ist. Und Geschichtsforschung ist IMMER Glaubenssache.


Zum Grusse
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Beitrag von Bandog »

Seid gegrüsst, oh edler Orgetorix, König der Totschläger

Mitnichten habe ich die Helvetier als Mischvolk aus jenen Stämmen bezeichnet ! Vielmehr habe ich dem verwirrten germanischen Gott mit der Zahl des morgenländischen Tieres klargemacht, dass das Volk der Schweizer von jenem Blute ist, vom Blute der Alemannen, der Franken, der Rauriker, der Römer, und, nicht zu vergessen, der Helvetier, bestehend aus Tigurinern (aus dessem Stamme ihr seid), Verbigenern und Toygenern. Dies mag euch wunderlich erscheinen, kennt ihr den Begriff "Schweizer" doch überhaupt nicht. Doch, lasst euch gesagt sein, oh Orgetorix, eines Tages, wenn ihr dereinst in eurem Grab liegt, hingestreckt von euren Mitstreitern, gehindert am gar nicht so edlen Ansinnen König über die Helvetier zu werden, werden sie Wahrheit sein, diese Schweizer. Nun denn, die Kriegslust und die bevorstehende Eroberung Galliens haben euer Auge getrübt und euren Verstand vernebelt. Möget ihr fortan wieder sehend sein, auf dass ich an eurer Seite mein Schwert in die Wänste der Besatzer hinter den Alpen ramme.

PS : Manche werden sich fragen warum ich in diesem pseudomittelalterlich geschwollenen Ton daherschreibe, wo es doch hier um die Helvetier geht. Nun, auch das gehört gleichsam zu den Wundersamkeiten der Geschichtsschreibung; wenn auch ein nicht unerheblicher Teil davon dem Alkoholgehalt meines Blutes zuzuschreiben ist.
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