Als "Römerfilme" gelten diejenigen Streifen (oder Fernsehserien), in denen mindestens ein römischer Legionär irgendwann einmal im Hintergrund zu sehen ist.
In diesem Faden sollen die einzelnen Filme genauer besprochen werden, FÜR und WIDER: historische Authentizität, Dramaturgie und Handlung, literarische Vorlage, schauspielerische Leistung, Kostüme, Kulissen, die Meinung von Reenactment-Puristen, denen in den Filmen niemals alles originalgetreu genug ist, Grad des Kitsches, ausserdem die Aussage, bzw. Botschaft des jeweiligen Films...
Unter den Römerfilmen, die wir hier einmal näher beleuchten könnten, fallen mir auf Anhieb folgende ein:
- "Quo Vadis" (nach dem Roman von Henryk Sienkiewicz)
- "Das Gewand"
- "Gladiatoren" (Fortsetzung von "Das Gewand")
- "Ben Hur"
- "Der Untergang des römischen Reiches" (Zweiteiler)
- "Spartacus"
- "Cleopatra"
- "Der Kampf um Rom" (Zweiteiler nach dem Roman von Felix Dahn, eigentlich fast eher ein Barbaren-, bzw. Byzantiner-Film)
- "Gladiator" (Remake von "Der Untergang des römischen Reiches")
- "Quo Vadis" (Remake)
- "Die letzte Legion"
Beginnen wir mit einem noch relativ neuen Römerfilm, nämlich:
![Bild](http://www.weltbild.ch/media/ab/2/034145760-der-adler-der-neunten-legion.jpg)
"Der Adler der neunten Legion" (GB / USA 2011)
Dieser Streifen spielt in der römischen Provinz Britannia im Jahre 140 n. Chr. Als Vorlage diente ein Roman von einer gewissen Rosemary Sutcliff von 1954. Was die Kostüme und die Kulissen betrifft, staunt man zunächst einmal. Das alles könnte für die Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts wirklich detailgetreu zutreffen. (Reenactment-Fetischisten und Archäologen mögen mich bitte korrigieren.) Einzig die in Römerfilmen fast schon obligaten unhistorischen Lederarmbänder fallen aus dem Rahmen. Aber das kleine Militärlager und in die Inneneinrichtung eines Römerhauses... momoll. Der Zenturio betet manchmal sogar zu Mithras.
Eigenartig wirkt jedoch das Auftreten von kriegerischen keltischen Britanniern, angestachelt von einem fahrenden Druiden. War das Land nicht schon fast 100 Jahre zuvor von den Römern erobert, befriedet und in eine wirtschaftlich blühende Provinz verwandelt worden? Gab es 140 n. Chr. überhaupt noch Britannier, die ihre einst berühmt-berüchtigten Kriegswagen zu lenken wussten? Der Film lässt den Zuschauer über solche historischen Einzelheiten im Unklaren. Und dann fällt die schauspielerische Präsenz auf, bei welcher es sich leider um "Hollywood der neuen Schule" handelt. Wenn die Darsteller keine stimmigen Kostüme tragen würden, könnte man sie sich eher in Beverly Hills vorstellen, denn in der Antike. Doch da das Ambiente weitestgehend zu überzeugen weiss, drückt man diesbezüglich feste beide Augen zu.
Die zweite Hälfte des Films, deren Handlung hier nicht näher verraten sei, führt jenseits des römischen Hadrianswalls ins freie Schottland des Altertums und lebt mehr von herrlichen Landschaftsbildern. Die Kaledonier, bzw. Pikten des Hochlands erinnern irgendwie an Indianer. Es kann sein, dass das sogar der historischen Realität entsprechen mag. (Archäologen, die auf dem neuesten Stand der Forschung sind, mögen mich bitte abermals korrigieren.) Doch man fragt sich, wieso diese Pikten sich auf Keltisch mit einem britannischen Brigantier unterhalten können? Es sind solche kleinen Rätsel, die sich der geneigte Geschichtsfreund immer wieder stellt. Aber dieser hintere Teil des Films verlässt ohnehin das Genre des Historienfilms, da es sich plötzlich eher um einen Abenteuer- und Action-Film handelt.
Fazit:
Alles in allem ist "Der Adler der neunten Legion" meiner Meinung nach kein schlechter Streifen. Er ist über weite Strecken wahrscheinlich sogar geschichtsbewusster und authentischer als einige Römerfilme aus den 1950er und 60er Jahren. Und da er auch unterhaltsam ist, ruiniert man sich damit wohl kaum einen Filmabend.
Und für Reenactment-Fetischisten gilt:
Vorsicht, aber reingucken darf man.