"Skuggflock" präsentiert sich auf den ersten Eindruck sehr bodenständig – das Covermotiv "Feld, Wald und Wiesen im Nebel" sehen wir nun wirklich nicht zum ersten Mal, schafft es aber trotzdem, die melancholische Stimmung erahnen zu lassen. Die Marschrichtung ist also klar: naturbezogene Texte, mittelschnelle Holper-Blastbeats, Möchtegern-Burzum-Jaulscreams und... nein, natürlich nicht. Die Naturbezogenheit ist zwar natürlich der Fixpunkt, die Musik und das Songwriting aber wesentlich abwechslungsreicher und zeugen von dem Können der Band. Sie nutzen die volle Bandbreite von doomig-schleppend über doublebass-getriebenes Uptempo bis Blastbeats, von sehr ruhigen, leisen Passagen, tragende Melodien bis zum Blastbeatdonner, um den Hörer bei der Stange zu halten. Einige Passagen in "Till den Som Skall Komma" lassen an Satyricon auf "The Age of Nero" denken. Zusätzliche Würze in den Sound kommt durch Akustikgitarren, Klargesang und ja... ist das ein Mellotron? Eine Heimorgel? Ich fühle mich entfernt an Opeths "Ghost Reveries" erinnert. Ganz sicher: es ist überraschend. Es ist Siebziger. Es proggt. (Auch wenn es nur über Keys simuliert werden sollte.) Es ist eine geniale Idee, erweitert den Sound der Band und sorgt für Eigenständigkeit inmitten der Masse an Black Metal-Bands.
Das alles klingt nach relativ vielen Elementen, die schnell ihre Wirkung verlieren können, wenn sie mit Gewalt in einen zu kurzen Song gepresst werden oder nur um ihrer selbst willen eingebaut werden ("Nun steht da schon das olle Mellotron, dann muss es auch in diesen verdammten Song rein...."). Glücklicherweise schaffen Stilla es, alle Instrumente untereinander auszutarieren und jedem seinen nötigen Raum zu geben.
Das führt natürlich dazu, dass die ganze Scheibe nicht leicht verdaulich ist, allein da schon die Songs (abgesehen vom Intro) nicht unter sechs Minuten ins Ziel kommen. "Skuggflock" braucht ein paar Durchläufe, um dahinter zu steigen und die ganzen Songs zu erfassen. Schade auch, dass Andreas Pettersons raues Organ bei weitem nicht so variabel klingt, wie es die Musik schafft. Die klaren Passagen bringen zwar Abwechslung rein, sind aber im Ganzen doch eher Farbtupfer. Zwar ist es mir so lieber, als die ganze Scheibe mit den Chören zu zu kleistern, trotzdem bleibt es, dass die Vocals insgesamt mit der Zeit etwas monoton rüberkommen.
Insgesamt ist den Schweden aber ein starkes Album gelungen, dass sehr gute Ideen und Akzente einbringt, um sich vom Einheitsbrei abzusetzen. Wer einem Album Zeit geben kann, um den Tiefgang zu geniessen und nicht Blastgeholze von der ersten bis zur letzten Sekunde braucht, sollte hier tatsächlich mal ein Ohr riskieren.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Nordvis Produktion |
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Veröffentlichung |
12/2016 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |